Der Krieg zwischen Nandor und Volderia

Fast 100 Jahre ist es her, dass der Stadtstaat Nandor versuchte so viel des Kontinents wie möglich unter seine Kontrolle zu bringen.
Abdul Qadir war der Alias des Anführer, der es geschafft hatte, dass Thabani an der Verbundenheit ihrer Stadtstaaten zweifelte. Genau bekannt ist nicht ob es dem Mann nur rein um die Ausbreitung seines Herrschaftsgebiets ging oder ob er nicht sogar religiöse Gründe für seine Feldzüge hatte. Sicher ist nur, dass die Schlachten ein Loch in das Herz des Kontinents und in das der Leute gerissen hatten.

     
     
     
Abdul Qadir's Aufstieg
Der spätere Anführer war ein feiner Mann; angesehen in Nandor und er genoss den guten Ruf eines großzügigen Spenders, der den Bau von sozialen Einrichtungen finanziell unterstützte. Genauso ließ er dem Militär regelmäßig angemessene Spenden zukommen, in Form von Geld oder anderen Waren. Abdul Qadir wusste wie man sich beliebt und wie man sich wichtige Freunde macht.
Darunter den Politiker Yaniv Bahadir.

Yaniv Bahadir kam aus reichen Verhältnissen, hatte sich sein Amt als Innenpolitiker, der mitunter für das Militär verantwortlich war, selbst erarbeitet und schätzte daher Ehrlichkeit. Er hatte viel in Abdul Qadir gesehen und schlug ihn deswegen als seinen Nachfolger vor. Der Wahlkampf entschied sich schnell und mit einer eindeutigen Mehrheit. Abdul Qadir übernahm das Amt des Innenpolitikers.

Nun hatte er das Volk fast in seiner Hand. Das Übrige taten seine Versprechen, dass er den Leuten Arbeit verschaffen würde, damit keiner in Nandor mehr hungern müsste und, dass der Staat wieder ein höheres Ansehen bekomme. Diese Versprechen hielt er. Mit dem Vertrauen des Volkes und einiger hoch angesehenen Leute wurde er zirka 6 Jahre später in ein höheres Amt gehoben.
Volderia zweifelte Abdul Qadir an und tat seine Bedenken auch offen Kund, sodass sie von da an als Gegner angesehen wurden. Einige Verhandlungen hatten fehlgeschlagen und geplante Anschläge, die mit Absicht durch Abdul Qadir getätigt wurden, damit es so aussehen würde, dass Volderia sie angreifen wollen, ließen die Situation nahezu eskalieren. Volderia solle sich vor der aufsteigenden Kraft Nandor's fürchten und deswegen so agieren. Dadurch war es ein Leichtes für Abdul Qadir seinen Plan widerstandslos weiter zu verfolgen.
Er gab dem Volk nämlich das Gefühl, dass sie einen besonderen Schutz bedürfen. Er überzeugte sie davon ihm fast gänzlich die gesetzgebende Gewalt zu übertragen, damit jedem der nötige Schutz zu Teil werden könnte. Dabei versprach er den Wohlhabenden finanzielle Sicherheit und den Minderbemittelten eine Garantie für Arbeit und Lohn. Ebenso sorgte er durch Soldaten und die Einberufung von jungen Männern für ein unglaubliches Sicherheitsgefühl des Volkes.
Dadurch konnte er ohne großen Aufwand Gesetzesentwürfe hervorbringen, darunter die Wehrpflicht ab 16 Jahren und die früh kindliche Erziehung, welche Aufgaben ein Mann und welche eine Frau zu vollbringen haben. Ebenso setzte er geschickt durch Notverordnungen die demokratischen Rechte außer Kraft. Damit wurde er kurzzeitig alleinige Stimme Nandor's, der nicht nur das Militär sondern auch das ganze Volk hinter sich hatte.

Man könnte heute nahezu von Glück sprechen, dass es wenige Kritiker auch in Nandor gab, die die Verträge überdacht an Bedingungen knüpften, sodass Abdul Qadir nicht anhaltend zum Alleinherrscher werden könnte.

     
     
     
Der Krieg
Die Soldaten folgten strikt und ohne Widerworte den Anweisungen ihres Anführers.
Sie kämpften im guten Glauben für eine ehrliche Sache, dass Nandor diese Macht zustehen würde die Abdul Qadir versuchte gewaltsam zu erreichen. Daher waren sie blind dafür, wer schuldig war und wer nicht. Der Fokus lag zunächst gänzlich auf Volderia, was sich zum Ende des Krieges als ein großer Fehler herausstellen sollte.

Abdul Qadir schickte einen Teil seiner Armee direkt los, als Warnung. Eine kleine Stadt, die heute nicht mehr existiert, wurde dabei fast komplett zerstört und dann als Stützpunkt missbraucht. Die Überlebenden dort wurden miserabel behandelt. Einige von ihnen wurden zu Soldaten abkommandiert, gezwungen, gegen ihre eigenen Leute zu kämpfen. Ebenso musste sie den Bau von kurzweiligen Fabriken und Lagern unterstützen. Neben Waffen und der Instandhaltung von Ausrüstung, kümmerten sie sich gleichermaßen - vor allem in ländlicheren Gebieten - auch um die Verpflegung der Soldaten. Sie mussten ihr eigenes Haus zur Verfügung stellen und diversem Luxus, wie sauberem Wasser, entsagen. Gegenwehr wurde gezielt bestraft. Aufzeichnungen zur Folge soll es aber auch gegenteilige Situationen gegeben haben, wo sich die Soldaten und die Landsleute ohne jegliche Gewalt und Ausbeutung miteinander einigen konnten. Trotzdem war auch dabei klar, wer die Oberhand hatte.

Zeitgleich ließ Abdul Qadir die Grenzen schließen und stoppte jeglichen Warenverkehr nach Volderia. Zu dieser Zeit ließ Volderia sehr vieles importieren und hatte bis auf wenige mechanische Errungenschaften nichts, was sich Gewinn bringend exportieren lassen würde. Neben Handwerkskunst, Schmuck und Wein waren es allen voran Waffen die importiert wurden. Folglich stiegen die Preise rapide an, sodass einige Händler ein Vermögen durch Schmuggel und ähnliches verdienen konnten. Auch wenn Volderia über einen eigenen Bestand an Waffen verfügte und welche produzierte, würden diese kaum für anhaltende Kämpfe reichen. Zudem waren alle Kriegsgeräte, die sie selber entwickelten und herstellten, mehr oder minder Prototypen. Mit ungetesteten Vorläufern von Gewehren, Pistolen und allgemein von Schusswaffen konnten sie noch nicht viel ausrichten. Mit Hochdruck arbeiteten die Ingenieure und brachten brauchbare Resultate. Auch wenn dies den Idealen und Vorstellungen Volderias widersprach hatten sie keine andere Wahl als sich zu wehren.
Die Vorgehensweise Nandors traf das junge Volderia direkt, da sie gerade dabei waren diese angegriffenen Teile des Kontinents friedlich für sich zu beanspruchen. Zur damaligen Zeit war der Staadtstaat nur ein Drittel so groß und sehr darum bemüht politische Kontakte zu knüpfen. Mit ihren modernen Idealen hatten sie sich Nandor aber eben vor allem Abdul Qadir zum Feind gemacht. Das ließ Nandor's Stimme sie auch spüren.

Nachdem neben der Stadt nun auch zwei Dörfer annektiert wurden, wurde offenkundig der Angriff auf die Hauptstadt geplant. Ziel war es dem Volk Volderia's ihre Kampfmoral zu nehmen und Aufstände gegen die Politik zu provozieren.

Auch wenn Asaki sprichwörtlich zwischen den beiden stand, hielten sie sich vorerst defensiv und gewährten den Leuten aus Volderia eine Zuflucht wenn diese eine benötigten. Außerdem schlossen sie ihre Grenzen gänzlich für Nandor. Nolgorngrat bleib in dieser Kontroverse außen vor, da das Interesse Nandor's für dieses Randgebiet zu dieser Zeit noch nicht vorhanden war. Es ist bislang nicht geklärt ob und welche Rolle Nolgorngrat eventuell gespielt haben könnte.

Der Angriffsbefehl auf die Hauptstadt folgte, nachdem Abdul Qadir erneut eine Friedensverhandlung abgelehnt hatte. Er machte den Menschen glauben, dass es Volderia nur um eigene Vorteile ging und sie den Frieden nur versuchten zu erreichen, damit andere potentielle, politische Partner sie nicht ablehnen würden. Nandor propagierte diesen Krieg mittlerweile als einen Akt der Freiheit, ihrer Unabhängigkeit zu den anderen Stadtstaaten. Abdul Qadir hatte nun das erreicht was er von Anfang an wollte: ein williges Volk, das nach Macht strebte. Die wenigen Gruppen, die sich in Nandor gegen diese Meinung stellten, wurden unterdrückt oder hielten sich gezielt versteckt damit sie ein Hilfeersuchen Asaki nahe bringen konnten. Als Stimme dieser Gegenbewegung hatten sich zwei politische Gegner Abdul Qadir's herauskristallisiert, die unter anderem bei dem Unterzeichnen des Vertrags dabei waren und von den Lücken darin wussten.
Asaki folgt der Bitte Volderia's und unterstützte sie in der Kontroverse mit Nandor. Dabei nahm Asaki trotzdem eine relativ neutrale Position ein - sie halfen nur denen die Hilfe benötigten und versuchten die Gefahr zu tilgen, die allmählich ganz Thabani zu bedrohen begann. So plante die nandorische Gegenbewegung und das Militär Asaki's den entscheidenden Gegenschlag. Gerade rechtzeitig wie sich herausstellen sollte, denn Abdul Qadir stand mit seinem gesamten Heer fast unmittelbar vor den Toren Volderia's.
Die Stimme Nandor's wollte sich aber nicht so herzlos geben wie er war, also unterbreitete er das Angebot, dass wenn Volderia's Politiker sich eine Niederlage eingestehen und sich von Nandor annektieren lassen würden, es möglicherweise Frieden unter ihnen geben könnte. Ein Angebot, das auf immensen Widerstand traf. Damit war der Feldzug für Abdul Qadir besiegelt.


Der finale Kampf entschied sich durch die Hilfe Asaki's schnell und mit einem Mal sah sich die Stimme Nandor's mit seiner Niederlage konfrontiert. Obwohl sie bis zum politischen Hauptsitz vorgedrungen waren und den militärischen Machtgeber in der Hand hatten, hatte das Aufgebot an Verbündeten Volderia's die Moral und die Aufstellung Nandor's zerschlagen. Noch im Kampf gab es einige Soldaten die ihre Seite wechselten und für das einstanden, was sie als wirklich richtig ansahen.
Trotz allem waren die Verluste auf allen Seiten groß. Der Sieg tröstete kaum über die vielen verlorenen Leben hinweg, die in diesem Krieg um Macht verschwendet wurden.
Die Soldaten Asaki's und auch viele aus Volderia befreiten ihre Landsleute aus den Stützpunkten und Fabriken. Das Entsetzen war groß wie viele aus ihrem Volk sich sprichwörtlich zu Tode gearbeitet hatten und wie viele sich bis in ihre letzte Faser davor sträubten, diesen Krieg zu unterstützen.


Abdul Qadir, der nun seinem Scheitern in die Augen blickte, verschanzte sich in seinem Anwesen in Thaldon.
Zeitgleich mit dem Angriff auf Volderia habe sich wohl die Gegenbewegung bis zu seinem Apartment vorgekämpft gehabt um ihn endlich zu stürzen. Sie hatten Sprengkörper platziert. Was sie nicht wussten und nur durch einen Abschiedsbrief von Abdul Qadir klar wurde, war, dass sich der ehemalige Volksheld, die Stimme des Volkes, vor der Explosion schon das Leben nehmen wollte. Er konnte es nicht ertragen, dass sein Plan seine Landsleute in das "strahlende Licht" (Zitat) der Urgötter zu bringen, nun gescheitert war. Er wollte ihnen eine Zukunft schenken als das stärkste Volk Thabani's, eigentlich der ganzen Welt, damit sie es von allen als Einzige verdienen würden an der Seite der Urgötter zu sein. Allen voran er.

Am Ende seines Abschiedbriefs heißt es: "Ehre meinem Volk, meinen Brüdern und Schwestern, die mit mir nach der verdienten Göttlichkeit streben. In unserem Scheitern liegt die Saat für ein neues Erwachen im Namen der Mächtigen."

Was genau mit "Erwachen" gemeint sein soll ist unter den Historikern umstritten.
Vor allem die Verbindung zu "den Mächtigen" wirft Fragen auf.

     
     
     
Nach dem Krieg
Das Ende des Krieges legte Trauer in das Herz Thabani's. Jeder, der sein Leben gelassen hatte, hatte es in einem guten Glauben verloren.
Es dauerte noch zwei Jahre bis der letzte Stützpunkt endgültig aufgelöst wurde und weitere zwei, bis einer der letzten Soldaten, die Abdul Qadir's Ideale noch nach seinem Tod Folge leisteten, gefasst wurden. Auch wenn jeder Stadtstaat die Todesstrafe ablehnte, gab es wenige Ausnahmen, in denen darauf zurückgegriffen wurde. Die Übrigen erhielten lebenslange Freiheitsstrafen und ihre Familien verpflichteten sich dafür, dass sie volderischen Familien unterstützten und sich bei dem Neuaufbau einiger Siedlungen beteiligen.

Die neuen politischen Anführer in Nandor, Yael Afgah und Said Vakif, entschuldigten sich in aller Form im Namen ihrer Bürger. Sie wurden drei Monate nach der Niederlage von der Gegenbewegung als neue Stimmen ernannt, die sich um die Wiedergutmachung und die Bewahrung des angestrebten Friedens kümmern sollten.
Weder Asaki noch Volderia gab ihnen oder dem Volk die Schuld. Abdul Qadir war ein kluger Mann gewesen, das konnte keiner abstreiten. Unter seiner Kontrolle hatte jeder Arbeit, ein zu Hause und so etwas wie eine Zukunft. Nun hatten die Leute Angst. Asaki öffnete nach neuen Friedensverhandlungen die Grenzen für Nandor, sodass wieder ein Warenverkehr herrschen konnte. Auch Volderia zeigte sich dahingehend großzügig und folgte diesem Beispiel. Nandor wollte so Buße tun und jedem Volk in Thabani eine sichere Zukunft schenken.
Doch egal wie viele Befürworter es dafür gab, gab es auch wieder genügend Gegner. Fast überall gab es Demonstrationen, die diese Vorgehensweise kritisierten. Es dauerte Jahre bis sich fast jeder einig mit den Beschlüssen werden konnte.

     
     
     
Die Nachwirkungen
Die Ereignisse haben auch nach Jahrzehnten noch Einfluss auf die Bürger.
Manche Großeltern, die ihren Kindern und Enkeln von diesem Krieg aus erster Hand erzählten, stellten die damaligen Gegner immer noch als Feinde dar. Der Hass, der damals geschürt wurde, konnte nicht einfach vergessen oder gar verziehen werden. In ein paar Familien mag sich diese Meinung vielleicht sogar noch bis heute gehalten haben. Auch kleine, politische Bewegungen sind zu erkennen, die den alten Idealen von Abdul Qadir noch immer zustimmen. Grundlegend sind diese in Thabani - speziell in Nandor - verboten, sowie die schriftliche und mündliche Weitergabe davon. Heute dienen Berichte und die seltenen, öffentlichen Auszüge aus Briefen zu schulischen Zwecken. Thabani ist es wichtig darüber aufzuklären.